Leute und das Gendern

Irgendwie bin ich heute (14.12.2021) auf ein Forum gestoßen, bei dem in einem Thread von 2011 das Gendern diskutiert wurde.... warum hab ich mir das Durchgelesen? Selbsthass? Neugierde? Ich weiß es nicht mehr, denn die Gehirnzellen, die sich damit befassen mussten, haben sich mittlerweile begraben.

Eines gleich mal vorweg: das Gendersternchen kannten die Leute damals natürlich nicht, aber das hätte die Diskussion wahrscheinlich nur noch schlimmer gemacht, weil es plötzlich nicht mehr nur um Frauen und Männer gegangen wäre.

Im Folgenden werde ich auch nur "Frauen" und "Männer" schreiben (und mich dadurch selbst ausschließen), weil sich die Diskussion nur um diese zwei drehte.

Es ist wirklich erstaunlich, auf was für einen Blödsinn die Leute kommen, wenn es ums Gendern geht.

Anfangs frage eine Person: "Was haltet Ihr, verehrte Autorinnen und Autoren, verehrte Mitlesende, von den bisherigen verbreiteten Arten des Genderns? Also dem "Innen", "_innen", "innen/-en" usw.?"

Und dann ging der ganze Spaß los. 

Natürlich war niemand davon begeistert. 

Mit "Autoren" sind eh alle Personen gemeint. 

Zitat: "Ich finde nichts respektloses an dem uralten Konzept, die männliche Form als genderfreien Überbegriff zu verwenden." 

    Achja, die tollen uralten Konzepte. Daran sollte man bloß nichts ändern.

Weiter im Text: "Der Ausdruck "die Autoren" ist für mich weder männlich noch weiblich. "Die    AutorInnen" dagegen empfinde ich als stark weiblich." 

    Okay Opi, tut mir wirklich leid, dass dein Ego dadurch angegriffen wird, weil plötzlich nicht mehr nur die männliche Form verwendet wird.

Aber wir sagen eh am Anfang immer, dass mit "Autoren" auch die Frauen gemeint sind.

    Aber wenn man es andersherum macht, also "Autorinnen" sagt/schreibt und es sind auch die Männer gemeint, ist es auf einmal eine Provokation? Gut möglich, aber dann komme ich wieder mit der Ego-Frage. Tut es euch wirklich so weh? Wird eure Männlichkeit dadurch gleich kaputt? Manche Männer sind tatsächlich absolut armselige Wesen.

Na ja, diese Punkte waren noch halbwegs verständlich. Darüber kann man diskutieren.

Plötzlich kam dann aber die Idee daher, dass durch das Gendern die ganze deutsche Sprache verweiblicht wird....

Zitat: "Die Geschlechter sind im Deutschen sowieso nicht ganz so klar. "Der Krieg" wäre nicht weniger grausam, wenn es "Die Kriegin" wäre [....]." 

    Wie.... wie.... was?? Woher kommt dieser Blödsinn auf einmal? Hat jemals eine Person, die sich für das Gendern einsetzt, gefordert, dass alle Wörter mit maskulinen Artikel eine weibliche Form bekommen? Diese ganze Annahme verfehlt das Thema so unglaublich weit, man möchte lachen, muss aber weinen.

Beim Gendern geht's doch nicht darum, aus.... "der Apfel" "die Apflin" zu machen, oder, noch schlimmer, aus "der Mann" "die Mannin". Es geht ganz einfach darum, mit einem Begriff, der sich auf Menschen bezieht, alle Menschen anzusprechen, insofern es keine speziellen Formen gibt (Frau, Mann, Person).

Das wirklich traurige ist ja, dass die Leute auf diese Annahme sogar eingegangen sind!

Zitat: "Die unterschiedlichen Artikel mit ihren dazugehörigen Geschlechtern gehören zu unserer Kultur. [....]. Insofern wäre es schade, wenn man dies einfach aus "Gleichmacherei" heraus zerstört."

    Das will doch niemand zerstören! Was geht in euren Köpfen vor?

Anscheinend ist nicht einmal mehr das englische "the" neutral, weil "the car" weiblich ist und "the hornet" männlich... 

???

Immerhin kommen manche von ihnen dann zu dem Schluss, dass neutrale Formen schön und gut wären. Aber davor musste noch ein sexistischer Kommentar abgelassen werden....

2021 ist es noch nicht unbedingt besser, wie mir unter anderem ein Artikel auf Zeit Online gezeigt hat. Witzig, dass die ausgerechnet das nicht hinter dem Abo versteckt haben.

Jedenfalls hat sich ein alter weißer Sack (das ist sogar fast ein Zitat) über politisch korrekte Sprache aufgeregt. 

Zitat: Über die Anmaßung von Minderheiten, der Mehrheit vorzuschreiben, was sie denken und wie sie sich ausdrücken darf.

    Natürlich ist er gegen Rassismus und für Gleichberechtigung, aber lasst uns bloß nicht auf die Minderheiten hören, deren Probleme erhören! Nee, die alten weißen Männer entscheiden, wogegen wie vorgegangen wird.

Bestenfalls macht man anscheinend gar nichts, denn nicht einmal neutrale Ausdrücke kann dieser Typ akzeptieren, weil es ja kaum Personen mit dem Geschlechtseintrag divers gibt, welcher nur möglich ist, wenn man biologisch intergeschlechtlich ist. 

Vielen Dank hierfür.

Dann kam er auch noch mit der tollen Aussage, was denn mit den Bürgern und Mitgliedern außen ist.... weil ja immer nur die Bürger:innen und Mitglieder:innen angesprochen werden.

Man möchte kotzen.