Stories
herausgegeben von Neil Gaiman
und Al Sarrantonio
Irgendwie kommen mir die meisten Geschichten unvollständig vor. Einige hören mit offenen Fragen auf, was nicht mit einem offenen Ende zu verwechseln ist. Andere hören tatsächlich mit einem offenen Ende auf, aber mit einem von der unbefriedigenden Sorte.
Im Vorwort schreibt Gaiman darüber, dass eine Geschichte funktioniert, wenn man sich während des Lesen fragt: "....und was geschah dann?" Kommt hier durchaus immer wieder vor, nur führt das dann zu nichts und am Ende der Geschichte sollte man sich das nicht unbedingt fragen, wenn nichts einen Sinn ergibt.
Zum Beispiel bei Unbelief: wer ist der Mann? Wer ist der andere Mann? Warum bringt er ihn um? Was hat das alles dann mit seiner Frau zu tun, die ihn hasst? Oder auch nicht hasst.... Ich hab absolut keine Ahnung, was die Geschichte vermitteln will.
The Stars Are Falling kennt man schon zuhauf: Mann zieht in den Krieg, kommt nach vier Jahren wieder, alle dachten er ist tot, seine Frau hat einen anderen, das weiß der Mann aber natürlich noch nicht, der Neue will ihn dann umbringen, glaubt, es getan zu haben, der Alte geht auf Rachefeldzug.... Wie originell!
Juvenal Nyx ist durchaus guter Stoff, aber warum kennt er auf einmal den Namen des "Hundes" am Ende? Wer ist dieser Reynard? Kam der vorher mal vor? Glaube nicht. Und warum hasst Tarver Lamone ihn so abgrundtief, dass er Nyx umbringen will? Keinerlei Erklärungen. Und was hat es mit den farbigen Strahlenkränzen auf sich?
Ähnliches könnte ich auch über die anderen Geschichten schreiben, doch dafür will ich meine Zeit nun nicht verschwenden.
Wer auch immer den Text für den Einband geschrieben hat, Zitat: "....this brilliant and visionary volume – sure to become a classic – ....", muss einen Geschmack haben, der sich fundamental von meinem unterscheidet.
Ist das die schlechteste Geschichtensammlung, die ich jemals gelesen habe? Leider ja, und das ist wirklich traurig, denn ich hatte gehofft, unter den ganzen Autorinnen und Autoren doch ein paar zu finden, von denen ich nun mehr lesen möchte. Aber man sollte KünstlerInnen, –egal ob sie jetzt Geschichten, Filme, Musik, Gemälde oder sonst was herstellen– nicht nach einem Produkt gleich abschreiben. Ich werd mich mal schlau machen, was die Leute sonst so geschrieben haben. Irgendjemand muss doch etwas geschrieben haben, das mir gefällt.
Gut gefallen hat mir Goblin Lake von Michael Swanwick und die Geschichte von Gaiman selbst, The Truth Is a Cave in the Black Mountains, war auch ganz okay.
Stories bekommt 0,5 von 5 Wunschdenken (bezogen auf das sure to become a classic)
juhk. d