Wir schreiben den 17.01.2019. Was für ein spitzenmäßiger Tag!
~9:50 Uhr
War gerade in der Stadt unterwegs. Gehe den Gehsteig entlang, habe ganz unschuldige Gedanken und plötzlich geht so ein Typ vom gegenüberliegenden Gehsteig einfach über die Straße....
Solche Leute kann und will ich nicht verstehen. Alle paar Meter ein Zebrastreifen, aber die Hälfte der Bevölkerung hat einfach keine Ahnung, wofür die gut sind. Und die Hälfte der anderen Hälfte hat keine Ahnung, wofür Fußgängerampeln gut sind. Die Stadtmenschen und ihr Lebensstress. Schießt mich tot.
Zurück zu diesem Typen: er geht über die Straße, mehr oder weniger direkt auf mich zu, sieht mich an und sagt dann im Vorbeigehen: "Euch Süchtige müsste man alle ins Wagner-Jauregg (Nervenklinik) einliefern, damit ihr mal anders ausseht!"
- Was soll denn das für eine Aussage sein? Wenn ihm mein Aussehen nicht passt, dann soll er mich doch bitte zu einem Friseursalon schicken (meine Haare gehören mal wieder gekürzt) und danach in irgendein Kleidungsgeschäft (obwohl ich immer halbwegs gut und "normal" angezogen bin. Da laufen ganz andere Figuren durch die Welt).
Okay, das spricht jetzt nicht unbedingt für mich, aber so war ich heut ja auch nicht unterwegs!Jedenfalls können wir nach dem Kleidershoppen auch noch Make-Up draufpacken, wenn's sein muss.
Alles kein Problem.
- Woran, vermaledeit nochmal, will er erkannt haben, dass ich ein Süchtiger bin?
Meine nadeldurchlöcherten Arme waren unter meiner Kleidung versteckt.
Die letzten Koksreste hab ich noch im Zug weggewischt.
Die Crackpfeife hab ich schnell geschluckt.
Das Pillensäckchen hab ich auch wo versteckt....
Und Erdnussreste hatte ich auch nicht mehr zwischen den Zähnen. Dazu später mehr.
- Der Typ sah eigentlich ganz normal aus. War wohl gerade einkaufen.
Vielleicht liegt's ja wirklich an mir....
- Leider bin einfach ignorant weitergegangen und hab keinerlei Reaktion gezeigt. Der Stoiker ist stark in mir.
Kurz darauf hab ich mir aber gewünscht, dass ich stehen geblieben wäre, mich umgedreht hätte und gesagt hätte: "Ja okay, gerne und du zahlst mir den Aufenthalt."
Wäre lustig gewesen.
- Vielleicht trifft man sich mal wieder. Bekanntermaßen sieht man sich ja immer zweimal im Leben und das kann ich bestätigen.
Nun zu den Erdnüssen.
Ich bin ihnen mal wieder verfallen.
Es war Montag. Der Zug wollte erst in 40 Minuten kommen und ich wollte nicht nur nichtstuend auf ihn warten.
Also betrete ich ein Lebensmittelgeschäft, schlendere durch die Konsumgütergassen, finde ein Knoblauchstangerl und eine Dose randvoll mit gesalzenen Erdnüssen.
Das Knoblauchstangerl war eine kleine Enttäuschung, aber die Erdnüsse.... DIE ERDNÜSSE!
Da steh ich nun am Bahnsteig und hadere mit mir selbst. Noch 30 Minuten, dann kommt der Zug. Der Wind bläst einem die Fussel aus'm Nabel und es ist fast kalt.
Da die Erdnussdose keinen Platz mehr in der Umhängetasche hatte, hast du sie in die rechte Tasche deines Strickcardigans gesteckt. Es fühlt sie gut und richtig an, weil die Dose die Tasche perfekt ausfüllt. Das Problem ist nur, dass du sie siehst und sie ist so nahe und nur ein paar Nüsschen, dann kannst du aufhören. Nur eine Handvoll willst du. Du nimmst Nuss für Nuss und wenn die Hand leer ist, dann wird der Zug da sein.
Du willst fest daran glauben, dass das die Realität sein wird, aber du weist es besser.
Du nimmst den Plastikdeckel ab, brichst die letzte Instanz (den Aufreißdeckel), die dich noch von den Nüssen trennt, lässt ein paar Nüsse in deine Hand fallen und isst diese. Jetzt bist du angefixt. Mehr. Ein kleiner Erdnussberg entsteht auf deiner Hand und du schlingst ihn runter. Salz und kleine Krümmel zieren deine Lippen und deine Nase. Mehr.
Noch ein Berg. Mehr.
Der Zug kommt nicht. Mehr.
Mehr. Mehr.
Okay, nur noch ein letztes Mal.
Mehr. Mehr. Mehr.
Dann fragst du dich: Was ist mit deiner Selbstkontrolle passiert? Du hast fast die Hälfte weggefuttert. 200 Gramm. Was sind schon 200 Gramm?
Endlich, der Zug.
Du schließt die Dose und steigst ein.
Zuhause verstaust diese dann und willst keine einzige Nuss mehr davon essen.
Plötzlich ist Dienstagabend. Die Dose steht neben dir. Du siehst dir einen Film an. Irgendwas mit schnellen Autos. Der Film ist vorbei und du merkst, dass die Dose leer ist....
Ansonsten ist 2019 noch nicht besonders viel passiert.
Schleppe noch immer ein Haufen Mist von 2018 mit mir rum und geh langsam unter.
Aber ich hab wieder zu zeichnen angefangen! Immerhin etwas.
juhk. d