Stufe für Stufe geht sie die Stiegen runter, ins Grau hinein. Das künstliche Licht hinter ihm wird mit jedem weiteren Schritt schwächer. Es ist einerlei: die graue, trostlose Umgebung oder das die von Kunstlicht durchflutete Wohnung; keines ist besser oder schlechter.
Schritt für Schritt geht er die Stufen runter, erkennt diese kaum, das sie ihre Brille nicht auf hat.
Welchen Sin hat das alles noch? Warum macht sie weiter? Was will sie da untern?
Sie weiß es nicht.
Vor der Haustüre bleibt sie stehen.
„Warum verschwinde ich nicht einfach? Ich könnte irgendwo hingehen und nie wieder zurückkommen.“
Sie öffnet die Türe und sieht….
Winter.
Der erste Schnee ist gefallen und liegt vereinzelt und weiß im Gras. Alles ist nass und leuchtet in kräftigen Farben. Bald wird alles weiß sein, eine Schneedecke liegt auf Allem und sie wird ihren Atem in der Luft sehen können. Im Wald wird der Schnee von den Bäumen fallen, manche Tierspuren verdecken.
Frühling.
Weiße Blütenblätter liegen auf dem Weg, bewegen sich im Wind über den Boden. Ein zarter, frischer Duft liegt in der Luft, mischt sich mit dem frisch gemähten Gras. Gänseblümchen recken sich der Sonne entgegen.
Ein weiteres Blinzeln….
Sommer.
Eiskörner liegen überall, schmelzen und tauchen an anderer Stelle wieder auf. Eine dunkle Wolkenfront schob sich vor die Sonne und ganz nah hört sie den Donner grollen, nachdem alles für Sekundenbruchteile weiß erleuchtet wurde. Es ist das erste Gewitter in diesem Sommer und nach Ewigkeiten bekommt die trockene Erde wieder Wasser.
Sie schließt noch einmal die Augen….
Herbst.
Jetzt sprießen Pilze aus dem Boden hervor. Klein, rund und weiß. Wahrscheinlich Champignons. Der Wind weht ein bisschen stärker, verbreitet den reifen, roten Laubduft. Aus dem Wald sieht sie schon Nebelschwaden hochsteigen und bald werden die Kürbisse geerntet werde müssen.
Sie schließt die Augen und hält sie geschlossen.
Welche Jahreszeit auch immer gerade tatsächlich ist, sie würde nicht die Brille aufsetzen wollen, um es herauszufinden. Sie bleibt noch ein Weilchen im Türrahmen stehen, macht die Augen nicht auf und nimmt alles vier Jahreszeiten auf einmal in sich auf.
- 07.05.2021
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