Samstag, 25. Januar 2020

Vom Wind verweht

Oh boy o boy.... was für ein langweiliger Titel, hmm? Da fehlt irgendwie was. Ein "e", würde ich jetzt mal meinen.
Nope, leider nicht. Zumindest nicht, wenn es um die neue deutsche Übersetzung von "Vom Winde verweht" geht, das Buch ist jetzt nämlich "Vom Wind verweht". Dazu später mehr.

Ich wurde subtil auf einen Zeitungsartikel Aufmerksam gemacht; die Zeitung lag mit dem Artikel offen auf dem Tisch und dann sah ich das Nah-Kuss-Standbild von Scarlett und Rhett und dachte mir: "Hey, womit kommt denn dieser alte Schinken nun in die Zeitung? Ein Jubiläum, vielleicht?


Nein. Der Untertitel hat dann eh gleich alles verraten: das Buch bekam eine neue Übersetzung, die den Klassiker in die Moderne holt.
Aber warum eigentlich? Gut, ein paar Begriffe darin sind heutzutage veraltet und unangebracht. Rassistisch. Die gehören ausgetauscht. Und sonst so? Mal schauen, was der Artikel zu sagen hat.

Moderner.... sprachlich moderner.... direkter.... frei von Klischees, die in der deutschen Übersetzung dazugekommen sind.... in Moderne geholt.... angemessene Würdigung....

Also recht viel gibt der Artikel jetzt auch nicht her, aber es hört sich immerhin so an, als wäre die neue Übersetzung ein bisschen kürzer? 1400 Seiten?!?? Meine Ausgabe hier hat 906 Seiten.... Na gut, wahrscheinlich haben sie die Schrift etwas vergrößert, dennoch.... das sind fast 500 Seiten mehr. Wartet.... laut der Zeitung sind's 1284 Seiten. Das klingt schon vernünftiger.  
Okay, was haben wir sonst noch?

Sprachlich moderner: das würde mich jetzt sehr interessieren, inwiefern die neue Übersetzung moderner (warum schreibe ich gerade jedes modern zuerst mordern??) ist. Für die afroamerikanischen Charaktere hat man bestimmt auf andere Begriffe zurückgegriffen. Und es sollte allen klar sein, dass im Original nicht die Rede von Afroamerikanern ist, will das jetzt dennoch klargestellt haben.
Aber ansonsten? Ich weiß nicht recht, was man da sprachlich moderner machen möchte. Das Buch ist alt und porträtiert eine veraltete Gesellschaft, die sich durch ihre veralteten Begriffe beschreibt und das sollte auch so bleiben, insofern die Begriffe nicht verletzten sind. 
Abgesehen von der neuen Rechtschreibung kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man dieses Buch sprachlich in die Moderne holt.... Ich blättere es gerade durch und lese immer wieder ein paar Sätze und finde nichts, das mir jetzt irgendwie.... archaisch vorkäme. 

Ich verspüre ja tatsächlich ein bisschen das Verlangen, mir die neue Übersetzung zu kaufen, nur um zu sehen, was daran so modern sein soll. Ich bin allerdings beim besten Willen nicht dazu bereit, Geld dafür auszugeben, wenn: 


  1. ich das Buch kaum mag. Zur Rezension geht's hier lang → Vom Winde verweht
  2. es 40€ kostet??? Hallo, geht's noch? Wenn es mir jemand sponsern will: immer her damit, für euch mach ich mir das Leben gern zur Hölle.
  3. keine Widmung in dem Buch ist, so wie in meiner veralteten Ausgabe 

Ach, wie süß. Da.... ja nein, da tut sich gar nichts in mir.


         4. es "Vom Wind verweht" heißt....


Jetzt kommen wir zum Titel. 
Warum? Was soll das?
Ist dieses "e" bei "Winde" wirklich so veraltet und unansehnlich, sodass die moderne deutschsprachige Leserschaft das Buch erst gar nicht zur Hand nimmt?
   Dieser neue Titel ist absolut grässlich. Es ist einfach so.
Sagt einmal: "Vom Winde verweht." Und jetzt: "Vom Wind verweht." Der neue Titel klingt einfach so.... so.... so plump! 
Der alte Titel hat eine Melodie, einen lieblichen Klang, aber "Vom Wind verweht"? Pha!
Damit gewinnt man keine neuen Leser!


juhk. d

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