Sonntag, 30. Dezember 2018

2017 - Der Mann aus dem Jahr 4591



Ich komme aus der Zukunft. Genauer gesagt aus dem Jahr 4519. 
Wir haben an einem flüssig Telequantenpathie-Ügtrakysator gearbeitet und irgendwas ist schrecklich schief gelaufen. Ich will gar nicht zu sehr ins Detail gehen, da es in dieser Zeit überaus gefährliches Wissen wäre.
Jedenfalls habe ich mitansehen müssen, wie sich meine Kollegen langsam auflösten.
Zuerst löste sich die Haut auf, dann das Fleisch, Knochen und zuletzt die Organe und das Nervensystem…. Man sollte meinen, dass sich zuletzt die Knochen auflösen, dem war aber nicht so. Ein flüssiger Telequantenpathie-Ügtrakysator ist schon ein heimtückisches Ding. 
Bei einem haben sich sogar zuerst die Knochen, dann das Fleisch, die Haut und dann eben die Organe und das Nervensystem aufgelöst. Muss verdammt schmerzhaft gewesen sein. Jedenfalls hat er ununterbrochen geschrien und es hat auch wirklich nicht schön ausgesehen.
    Ich hingegen hatte verdammt großes Glück. Ich war an diesem Tag stockbesoffenen…. Hatte zur Zeit einige Probleme und schon immer eine Schwäche für Alkohol.
Ich ging also betrunken zur Arbeit und dann ist das Unglück geschehen.
Nein, es lag nicht an mir! Das hätte so oder so passieren können.
Jedenfalls hat der Alkohol in meinem Blut mit den Wellen, die der Ügtrakysator aussendete als er hochging, eine Reaktion ausgelöst: ich wurde in die Vergangenheit geschickt. In das Jahr 1881.
Und nun, nach 136 Jahren, haben ich endlich jemanden gefunden, der mir helfen will: du.
Du fragst dich wahrscheinlich, wie ich jetzt überhaupt noch leben kann, wenn ich doch ins Jahr 1881 gesendet wurde.
Die Lebensdauer der Menschen hat sich nicht verlängert, das ist es nicht. Eigentlich hat sie sich sogar verkürzt; die Leute haben auf ein langes Leben einfach keine Lust mehr. 50 gilt schon als ein sehr langes und erfülltes Leben.
Jedenfalls wurde ich nicht nur in die Vergangenheit geschickt, sondern auch noch in meine Atome aufgelöst…. In London!
    Da schwebe ich nun also als atomare Wolke in London im Jahr 1881 rum…. Niemand kann mich sehen, ich kann nur herumschweben (was eigentlich ganz nett war) und sonst nichts machen.
Was mache ich also? Na ja, die Leute beobachten und meine Kräfte sammeln, damit ich meine Atome wieder zusammensetzten kann.
Ich sag‘s dir, das Herumschweben ist zwar ganz cool, man kann einfach überall hin, aber man hat halt relativ schnell alles gesehen. Ich musste ja nicht einmal schlafen! 
1888 hatte ich dann die Schnauze voll von London. Ich hab gerade noch irgend so einen Jack beobachtet, bin dann aber abgehauen.
Weg von London, weg von Europa! Nordamerika war mein Ziel.
    Ich machte mich auf den Weg über den Atlantik. Wie schon gesagt, ich war eine Wolke und so als Wolke hat man es wirklich nicht leicht…. Jeder Wind, jede Brise reißt dich einfach mit. Dementsprechend hat meine Reise nach Nordamerika auch grässlich lange gedauert.
1957 hab ich endlich mein Ziel erreicht. 
Bin in Los Angeles gelandet und ich muss sagen, diese Zeit war einfach toll. Ich hoffte inständig, dass ich mich jetzt bald wieder materialisierte.
Ich hab mich auch immer wieder öfters darauf konzentriert, bin aber dennoch weitergezogen. Einfach mal quer durch Nordamerika, von Süden nach Norden, von West nach Ost.
Die Jahre vergingen und ich war noch immer eine Wolke.
Das Reisen machte irgendwann auch keine Spaß mehr. Ich hab mich dann in einer Kleinstadt in Maine niedergelassen.
Dort wäre es wirklich schön gewesen…. Manchmal sind dort halt echt komisch schreckliche Dinge geschehen, aber es war meistens einfach nur wunderbar. Ich wollte dort mein Leben verbringen. Ich wollte gar nicht mehr ins Jahr 4519 zurück. 
4519 unterscheidet sich gar nicht so stark von 1985. Natürlich, die Menschheit hat sich weiterentwickelt, technologischer Fortschritt und so Zeugs. Das bräuchte ich gar nicht.
1985, eine Kleinstadt in Derry, das wäre es gewesen! Ich hab mich völlig auf meine Materialisierung konzentriert.
Dann kam der gewaltige Sturm…. Die Stadt wurde teilweise völlig zerstört und ich wurde nach Europa zurück geschleudert.
    Ich wollte natürlich sofort wieder zurück, aber vier Tage danach haben sich meine Atome wieder zusammengesetzt.
Da war ich nun, 1985, Österreich! Es war einfach ganz anders….
Ich bin 11 Jahre untergetaucht und habe möglichst viel über dieses Land in Erfahrung gebracht.
1996 hab ich mich dann das erste Mal unter die Leute gemischt.
Ich wollte noch immer nach Nordamerika zurück, nur ohne jegliche Papiere war das nicht wirklich möglich.
    Ich habe also die letzte Jahre hier verbracht, versucht, irgendwie gut zu leben und habe auf Hilfe gewartet.
Und hier, 21 Jahre später, kommst du ins Spiel.
Du hast mir deine Hilfe angeboten und diese nehme ich dankend an.
    Gut, Schritt 1: falls du Die Zeitmaschine von H.G. Wells noch nicht gelesen hast, dann tue das nun. 
Nachdem du es gelesen hast, vergisst du sofort alles darüber; das Zeugs in dem Buch wird uns nicht weiterhelfen.
    Danach musst du dir einen DeLorean DMC-12 besorgen. Das könnte vielleicht ein bisschen schwierig werden, aber ich bin mir sicher, dass du das schaffen wirst.
Wenn du den hast, verkaufen ihn wieder, aber teurer! Wir brauchen eine Menge Geld.
    Alles Weitere werden wir besprechen, sobald du diese zwei Aufgaben erledigt hast.
Aber ich kann dir schon mal sagen, dass wir eine Zeitmaschine bauen werden. Dann kann ich wieder ins Jahr 4519 zurück.
Warum nicht nach 1985? Es ist leider so, dass Zeitmaschinen nur in eine Richtung funktionieren, in die Zukunft. Zumindest bis jetzt!
Ich bin ja zurückgereist. Ich und meine Leute können durch diesen Unfall bestimmt neue Erkenntnisse gewinnen, aber dafür muss ich ja erst einmal zurück. In die Zukunft.
    Okay, du erledigst deine Aufgaben und ich treffe weitere Vorbereitungen.

Man sieht sich dann bald und nochmals vielen Dank!




juhk. d

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